Die Guild BT258E Deluxe Baritone ist nicht meine erste Bariton-Akustik, aber mein erster 8-Saiter.
Zugegeben, zu den 8 Saiten bin ich über Videos der Taylor Serie gelangt. Von dem Instrument und der Idee dahinter war ich sofort fasziniert und wollte diese Möglichkeit unbedingt antesten.
8 Saiten?
Für jene, die sich noch nicht eingelesen haben oder Videos gesehen haben: die 8-Saiter Bariton ist die vielbeschworene eierlegende Wollmilchsau. Ein Hybrid aus Bariton-Gitarre (hier eine um eine Quarte tiefer gestimmte Gitarre mit verlängerter Mensur, gestimmt also auf B-E-A-D-F#-B), und zwölfsaitiger Gitarre (wenn auch nur mit zwei Oktavsaiten, welche die A und D-Saite begleiten).
Die Taylor lag jedoch leider weit entfernt von dem, was ich für ein Nischeninstrument auszugeben bereit war.
Die Guild kam da wie gerufen. Der Preis ist vollkommen in Ordnung, auch wenn man eine solche Gitarre unter Umständen nicht so oft in die Hand nimmt.
Die Gitarre wurde wie immer sehr schnell und sicher verpackt von Thomann versandt. Ausgepackt fällt auf, dass die 16-70 Saiten hier nicht soo leicht zu spielen sind. Das liegt aber in erster Linie nicht an der Saitenstärke. Zum einen gefielen mir bei den Werkssaiten (angeblich D'Addario) Sound und Haptik nicht sonderlich (H und E Saite sind schon wahrlich Drähte!). Hauptsächlich aber ist das Problem der Besaitung, dass D und G-Saite im Vergleich zu den Oktavsaiten zu dick sind. Der Kontrast der Hauptsaiten zu den beiden Oktavsaiten ist einfach zu groß, das Greifen so nicht besonders praktisch und auch vom Sound her gehen die Oktavsaiten so ein wenig unter.
Kurz überlegt, habe ich mich dazu entschlossen, einen dünneren Satz Bariton-Saiten aufzuziehen. Meine Wahl viel auf die Pyramid Baritone Acoustic 014, die mit den Stärken .014, .018, .028, .040, .050, .070 aufwartet.
Als Ausgleich zur geringeren Spannung habe ich die Oktavsaiten auf .014 und .016 erhöht. Da der Hals mit den Werkssaiten sowieso ein wenig zu sehr gekrümmt war, glichen die neuen, dünneren Saiten dies perfekt aus.
Das Ergebnis: was soll ich sagen: meiner Meinung nach wäre das eine Mail an Guild wert - die Gitarre hat von dieser minimalen Veränderung (keine weiteren Einstellungen mussten bisher vorgenommen werden!) enorm profitiert. Die Saiten klingen um einiges besser als die Werkssaiten. Die Bespielbarkeit ist ein Traum - eine Umgewöhnung von der 6-saitigen ist nahezu nicht nötig. Die Bässe bleiben durch die .070er Saite gut erhalten. Die A und D-Saiten harmonieren sowohl haptisch als auch vom Sound her viel besser mit den etwas stärkeren Oktavsaiten!
In diesem Zustand kann ich die Gitarre nur jedem empfehlen, der mit der Preiskategorie der Taylor hadert.
Zum Sound allgemein: der Jumbo-Body gibt dieser Gitarre einen unvergleichlichen Sound, tief, satt und doch klar. Keine Saite überragt die andere. Der Sound ist jetzt total ausgeglichen. Es macht unheimlich Spaß die Guild in die Hand zu nehmen, was ich jetzt auch nahezu täglich tue. Und sobald man die 8-Saiter Bariton in der Hand hat, kommt Spielfreude und Kreativität auf. Diese kleine Ergänzung meines Equipments bringt unglaublich viele Ideen und auch eine neue Art des Gitarrenspiels mit sich. Genau das hatte ich mir erwartet!
Sowohl mit Mikro, als auch mit dem eingebauten Tonabnehmer klingen Aufnahmen einwandfrei! Eine Mischung aus beiden ist einfach perfekt!
Für wen ist die Gitarre geeignet?
Ich sehe hier kaum Einschränkungen. Singer Songwriter mit nur dieser Gitarre werden sich einfach nur wegen dieses Instruments abheben. Blues klingt erdig und ehrlich. Aber auch für z.B. Ambient Music finde ich sie erstaunlich gut geeignet.
Entgegen einiger Meinungen sehe ich auch keine Einschränkung bez. schlagen oder zupfen - beides funktioniert einwandfrei und klingt sehr klar und warm.
Resumée: Danke Guild - für diesen Preis ein echter Geheimtipp - mit der Einschränkung der Werksbesaitung! Die Gitarre ist von Preis-Leistung her absolut zu empfehlen und eine tolle Ergänzung!