Wie nähert man sich einem Instrument wie dem Voltage Lab 2? Und wie tut man das, wenn man sich gerade auf dem Weg in die Gefilde der analogen und modularen Synthesizer begeben hat?
Vielleicht so: Manche von uns Musikschaffenden haben nach einer gewissen Zeit das Gefühl, an der Klippe des Konventionellen zu scheitern. Unterhaltungsmusik ist weithin ein Einheitsbrei geworden und es gelingt in einer Welt voller Presets und Sample-Bibliotheken nur schwer, etwas völlig Neues zu schaffen. Man kann sich damit zufriedengeben, mehr oder weniger Vorhandenes zu rekombinieren. Und dafür gibt es Maschinen und Material in Fülle. Dafür ist dieser Synthesizer jedoch nicht gemacht.
Den typischen User eines modularen Analogsynthesizers stellt man sich - vielleicht nicht ganz zu unrecht - als einen leicht verschrobenen Kauz vor, der in einem weißen Laborkittel vor einer Wand blinkender Module steht, diese wissend mit zahlreichen Kabeln verbindet und ob der so entstehenden Quietsch- und Knarzgeräusche in intellektuelle Verzückung gerät.
Weder für den konventionellen Preset-Abspieler noch für den leicht gespenstischen Analog-Nerd ist der Voltage Lab 2 gemacht. Er sitzt prima zwischen diesen Stühlen.
Zunächst einmal ist die Maschine aber genau das, was auf dem Karton steht: Ein Klangwellen Syntheselabor. Das heißt nichts anderes, als das die Maschine nach dem Aufstellen erst einmal keinen Mucks von sich gibt: Man muss die Töne selbst erzeugen und die einzelnen Elemente - VCO, Funktionsgeneratoren (eine Art LFO) und die Dynamikprozessoren (VCA und Filter) auf eine passende Art zusammen verkabeln.
Aber: Bereits nach wenigen Stunden Beschäftigung kommen aus dem Voltage Lab 2 Klänge heraus, die vermutlich nur ein Analogsynthesizer mit dieser Wärme und zugleich hoher Präsenz und mit einer solchen Vehemenz erzeugen kann. Das initiale Klangerlebnis ist es dann auch, was die - zumindest für einen Novizen wie mich - steile anfängliche Lernkurve nicht nur erträglich, sondern auch interessant und spaßig macht. Und damit ist man vermutlich auch bereits nahe am Kern dieses Instruments: Es erschließt sich durch das Experimentieren und das Entdecken macht unglaublich viel Freude. Für einen guten Start mit dem Voltage Lab 2 helfen die Video-Tutorials von Pittsburgh Modular übrigens mehr als das Handbuch, das eher als Referenz für Kenner der Materie hilfreich ist.
Das Instrument hat eine immense klangliche Tiefe und eine ebensolche Funktionsvielfalt, wobei hier besonders der ausgesprochen komplexe und mächtige Sequenzer zu nennen ist.
Auf der eher mundanen Seite: Die Maschine ist gut verarbeitet, alle Drehregler laufen satt gedämpft, die Taster tasten sauber und das Gehäuse mit den dunklen Holzseitenteilen ist edel anzuschauen. Einzig bei der verbauten Folientastatur habe ich Bedenken, dass sie vielleicht nicht so lange durchhält wie der Rest des Instruments - aber vielleicht ist das nur ein unbegründetes Vorurteil gegen diese Art von Technik. Probleme hatte ich bisher damit nicht.
Ich habe mir den Voltage Lab 2 zugelegt, weil ich musikalisch eine neue Tür öffnen möchte, vielleicht auch, weil ich das Konventionelle ein Stück weit hinter mir lassen und neue Wege beschreiten will. Dafür ist das Instrument absolut geeignet. Damit ist aber auch bereits gesagt, wofür der Voltage Lab 2 meines Erachtens nach weniger geeignet ist: Für Musiker, die schnell einen bestimmten Sound benötigen und dafür nicht erst herumexperimentieren oder sich einfach mit dem Klang treiben lassen wollen.
Die Gretchenfrage ist: Sind deutlich über 2.000€ für dieses sehr spezielle Musikinstrument ein angemessener Preis? Aus meiner Perspektive: Ja. Aber vor dem Hintergrund eines "kreativen Leidensdrucks" ist diese Antwort angesichts des Gebotenen leicht zu geben.