Wow, eine Martin für unter tausend, hab ich mir gedacht. Wirklich schlecht kann die ja nicht sein, hab ich mir gedacht, schließlich haben die einen Ruf zu verlieren, hab ich mir gedacht. Und da ich zwei Taylors (American Dream) aus dem unteren Preissegment besitze und hochzufrieden damit bin, dachte ich mir: Probiers aus, so günstig kriegste den großen Namen nicht mehr in die Sammlung. Und "Made in Mexico" ist ja bei Fender, Taylor usw. durchaus ein Qualitätsmerkmal. Warum nicht auch bei Martin?
Doch, es geht immer noch schlechter: Zunächst das Positive: Sauber verarbeiteter Korpus ohne Deko-Schnickschnack, Samtig matt lackierte Oberfläche fühlt sich wertig an, kein Schlagbrett drauf, aber das kann man zwischen 3,90 und 10 Euro nachrüsten.
Beim Stimmen hab ich mir die erste Verletzung zugezogen: Der Sattel ist auf beiden Seiten nicht abgerundet, sondern endet jeweils in einer spitzen scharfkantigen Ecke, an der ich mir erst mal den Finger aufgerissen habe. Soll ich das jetzt selber abschleifen bei einer tausend-Euro-Gitarre? Die nächste Überraschung bot das Griffbrett: Sämtliche Bünde zwischen Kopfplatte und Korpusübergang stehen auf beiden Seiten des Halses über und enden in scharfen Kanten. Nicht nur in dieser Preisklasse ein absolutes No-Go!
Mir haben sich spätestens jetzt drei Fragen gestellt: 1. Will Martin uns die Finger amputieren? 2. Hat der Mexikaner in der Qualitätskontrolle gerade Siesta gemacht? 3. Kuckt bei Thomann nicht wenigstens mal einer stichprobenartig in die Kisten und Koffer rein? Es geht immerhin um die Tausend-Euro-Klasse und nicht um Harley-Bentons für 150 Euro (bei denen ich so etwas aber weder befürchten noch erwarterten muss!).
Zum Sound, zur Bespielbarkeit und zum Klang kann ich hier nichts sagen, um das auszutesten, war mir das Gesundheitsrisiko zu hoch
Schade, geht sie halt zurück.