Seit 1995 spiele ich einen Marleaux Consat Custom 5 Saiter mit einer Mensur von 36", bzw. 91,5 cm. Durch die verlängerte Mensur ist die Auswahl an Saiten schon einmal deutlich eingeschränkt. Ich bin da leidgeplagt und kenne mich aus. ;) Man kann froh sein, wenn man überhaupt welche bekommt. Was Material und Saitenstärke angeht, muss man dann nehmen, was der Hersteller für gut und richtig befunden hat. Hat man Stahlsaiten ergattert (diese gibt es oft nur als 040er), klingen diese als B und E Saiten meist sehr eindrucksvoll, als A, D und G Saite aufgrund der Mensur, Saitendünne und erhöhten Saitenspannung durchweg zu drahtig und ohne Druck. Pingy, wie der Engländer sagt.
Das rockt also zumeist nicht. Es war einer der Hauptgründe, warum der Marleaux seit Jahren nur noch für Spezialfälle auf den tiefen Saiten im Einsatz war.
Wieder ins Spiel brachten ihn Black Nylons von Rotosound, die natürlich zu kurz waren, mit einem Trick aber verwendet werden konnten. Ich stellte fest, dass GHS die Mensur der Standard Bass Boomers in den letzten Jahren verlängert hatte und sie gerade so passen. Sie liegen zwar mit ihrer Wicklung auf dem Sattel auf, klingen aber wie sie sollen. 045er Stärke, nickelplated Steel = Supersound und schon deutlich weniger Ping (siehe oben). Ahh, es könnte noch besser sein.
Von den Thomastiks hielten mich bisher zwei Dinge ab: der Preis und dass es Flatwounds sind. Ich bin zwar Flatwoundfan, wollte auf dem Marleaux allerdings auch eine gewisse Brillianz haben und gelegentlich kurz Slappen können. Die Neugierde siegte, ich habe sie bestellt. Aus Angst davor, dass sie auch wieder nicht gut sein könnten (und das bei dem Preis!), blieben sie ein Jahr lang wohltemperiert und trocken liegen. Schließlich zog ich sie auf.
Das Ergebnis war erschütternd!
First of all: die Saitenspannung war beeindruckend gleichmäßig über alle Saiten und deutlich niedriger als gewohnt bei Super Long Scale. Das gefiel mir sehr gut! Die E, A und D Saiten klangen unerwartet grandios! Sie waren knackig, hatten roundwoundähnliche Höhen und Druck! Man konnte sogar slappen. Ich war von den Socken. Wohingegen die B und G Saiten matt klangen und nicht zum Satz passten!
Meine Befürchtung hatte sich erfüllt: der Satz war teuer und nicht zu gebrauchen. War das bei diesen Saiten normal oder hatte ich einen Montagssatz bekommen?
Thomann kontaktiert, direkt einen neuen Satz bekommen. 5 Sterne dafür! Aufgezogen und BÄMM: das Ergebnis passte! Sie klangen gleichmäßig, wie es sich gehört.
Es lies mir keine Ruhe: in den Tiefen der Thomastik Website stieß ich irgendwo auf ein Video, welches sich mit Saitenreinigung befasst. Hier zieht der Kollege seine neuen (!) Saiten vor dem Aufziehen durch ein mit Isopropylalkohol getränktes Tuch, welches dadurch schwarze Streifen bekommt. Das probierte ich mit dem „defekten“ Satz.
Das Ergebnis: B und G Saite klangen klar und frisch und passten sich in den Satz geschmeidig ein.
Es kann so einfach sein, man muss es nur wissen. Ein Hinweis im Shop (noch besser auf der Packung) wäre hilfreich, oder eine Endreinigung im Fertigungprozess. Hierfür ein Stern weniger in Sachen Verarbeitung, liebe Thomastiks.
Ich habe meine neuen Favoriten gefunden!