Nach ein paar Wochen mit dem Instrument und Vergleichen mit anderen Instrumenten verbessere ich noch einmal meine Bewertung. Das Instrument besitzt wirklich ein hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis.
1. Werkseinstellungen
Bei Instrumenten dieser Preisklasse kann man nicht erwarten, dass sie werksseitig gut eingestellt sind. Dass man die Brücke noch selbst platzieren muss, ist normal und kein Hexenwerk (einfach gegriffene Oktave mit Flageolettton vergleichen). Danach ist das Instrument aber wirklich sehr bundrein.
2. Klang
Das Instrument hat den typischen Sound von Modellen mit F-Löchern, also nicht so süß und hallig wie bei ovalen Löchern, dafür akzentuierter, nasaler und lauter. Ich mag das. Der Klang war von Anfang an ganz gut. Ich habe ihn noch etwas wärmer und stimmiger bekommen, indem ich den Kontakt der Brücke auf der Decke mit Schleifpapier verbessert habe. Anleitung dazu gab‘s im Internet.
Man darf nicht vergessen, dass das auch das Plektrum den Klang stark beeinflusst. Ich finde die Dunlop Primetone Standard Grip 1,50 super. Auch die Saiten machen natürlich was aus, aber da habe ich keinen Vergleich. Ich benutze leichte Saiten, das ist für meinen Bewegungsapparat besser.
Gestern habe ich mit einer Vollholz-Mandoline von Richmond im Preisbereich 400 € verglichen und die Ortega war um Meilen besser. Da sieht man, dass Vollholz-Decken auch nicht alles sind.
3. Spielbarkeit
Für mich hervorragend. Ich versuche gerade meine Geläufigkeit zu verbessern und das Instrument ist definitiv nicht das Problem. Griffbrettbreite und Halsdicke und -form sind im mittleren Bereich und für meine mittelgroße Hand optimal. Das Griffbrett ist absolut plan, die Bundstege sind gleichmäßig, glatt und sitzen gut im Holz.
4. Mechaniken
Gute Feinstimmung möglich. Die Ränder der Austrittslöcher für die Saiten sind etwas scharf, sodass einige E-Saiten gerissen sind. Ich habe mit einer runden Metallfeile die scharfen Kanten entfernt. Die mitgelieferten Saiten sind vielleicht auch deshalb gerissen, weil sie zu dick waren. Ich empfehle, gleich einen neuen Satz Saiten mitzubestellen.
5. Verarbeitung
Die matte Lackierung ist an zwei größeren Stellen deutlich stumpfer. Aber kein Grund für mich, ein gutes Instrument zurückzugeben, das dann vermutlich nur auf dem Schrott landet.
6. Fazit
Dass man an dem Instrument noch etwas Hand anlegen kann (nicht muss), empfinde ich als Vorteil. Auf diese Weise bekommt man für wenig Geld ein Instrument mit relativ viel Potenzial. Ich finde nicht, dass die 1000-€-Instrumente, die ich vor einer Weile mal ausprobiert habe, um Welten besser waren als dieses.
Billige Instrumente haben übrigens den Vorteil, dass sie outdoor-tauglich sind. Instrumente im Bereich 1000 € - 4000 € würde man wahrscheinlich nicht überall hin mitschleppen, und ein Spitzeninstrument, das man zuhause stehen lassen muss, ist ja vielleicht auch nicht das Wahre.